Verschiedenste Systeme und Konfigurationen habe ich in letzter Zeit mit dem Raspberry Pi getestet. Als günstiger MediaCenter-Rechner gefällt mir der Kleine wirklich sehr. Mittlerweile ist auch die Bestellung der aktuellen Revision raus, denn die 512 MB RAM werden sich sicher bemerkbar machen.
Einen der vorhandenen Pis habe ich nun für den Einsatz an einem alten Röhrenfernseher vorgesehen. Ein paar Probleme treten dabei allerdings auf, die ich hier kurz erläutern möchte.
Analog-Sound nur mit knacken – USB-Audio muss her
Offenbar ist es ein bekanntes Problem beim Raspberry Pi. Sobald man den Kopfhörerausgang für den analogen Sound nutzt, gibt es beim Starten und Beenden einer Soundausgabe ein Knacken. Unter OpenElec macht sich das beim Abspielen von Musik durch ein Knacken am Ende eines jeden Songs bemerkbar. Den von mir gekauften USB-Audio-Stick bekomme ich unter OpenElec aktuell nicht zum Laufen. Hier bewegt sich die Entwicklung aber aktuell, so dass in Zukunft mit einer Unterstützung zu rechnen ist.
Bis dahin lebe ich mit dem Knacken. Bei Filmen und Videos trübt das kaum den Gesamteindruck, denn das Knacken tritt ja nur beim Start und Ende eine Aufnahme auf. Bei Musikstücken von 2-5 Minuten Länge ist das nervig, bei Filmen von 90 Minuten Länge kann man eher damit leben. Nutzt man AirPlay und streamt z.B. Spotify vom iPad auf den Raspberry Pi, dann tritt das Problem nicht auf. Dann ist rein technisch die Wiedergabe für OpenElec auch ohne Unterbrechung.
Alles in Grau – Bildformat und TV-Standard stimmen nicht
Die alte Röhre ist außerdem recht sensibel, was Bildformat und TV-Standard angehen. Bei meinen ersten Tests in der analogen Welt (also Audio + Video statt über HDMI dann per SCART an den Fernseher) nutze ich den Scart-Anschluss am LCD. Da funktionierte auch alles wie erwartet, doch an der Röhre gibt es nur Graustufen.
Wenn man weiß, wie es geht, dann ist das aber auch kein Problem. Innerhalb der config.txt lässt sich eben so etwas konfigurieren.
Unter OpenElec brauchen wir eine SSH-Verbindung vom Rechner und geben dann auf der Konsole folgendes ein:
mount /flash -o remount,rw
cd /flash
vi config.txt
Wie vi funktioniert, ergoogelt man sich an dieser Stelle idealerweise. Über OpenElec kann man auch nano installieren. Vielleicht fällt vielen die Nutzung von Nano leichter. In der config.txt musste ich folgendes einfügen:
sdtv_mode=2
sdtv_aspect=1
Diese Einstellungen bewirken “Normalen PAL-Modus” und “4:3″. Nach einem Neustart gibt es nun auch ein farbiges Bild und alles läuft wie gewünscht.
Was noch fehlt – Live TV und Fernbedienung
Nun will ich mich noch an der Integration von Live-TV versuchen. Erste Gehversuche machte ich unter Openelec mit dem PVR-Plugin für “VU+/Enigma 2″ um TV-Programme von der Dreambox zu streamen. Das klappte für mich aber nicht. HD-Streams brachen nach wenigen Sekunden ab und SD-Kanäle liefen gar nicht erst.
Meine Erklärung dafür liegt in meiner 256 MB – Version des Raspberry Pi. Ich denke das ist für HD-Sender zu wenig. Die SD-Kanäle laufen nicht, weil der Raspberry für MPEG 2 zu schwach ist. Die Lizenz für MPEG 2 dürfte das Problem beseitigen. In der Hoffnung, dass das auch so stimmt, habe ich gestern die entsprechende Lizenz für den Pi gekauft und warte nun auf Lieferung per Mail. Für die Röhre brauche ich ja eh nur SD-Kanäle. Aktuell läuft an dem Teil ein DVB-T Receiver, der langsam anfängt zu spinnen. Der Raspberry Pi mit Openelec und USB-DVB-T wäre schon ein guter Ersatz für den Receiver.
Denkbar ist für mich auch, dass ich den Test-VDR-Server hier mal als Produktivsystem umsetze und so auch Sat-TV für die Röhre bereitstelle. Wenn man auf HD verzichten kann, bekommt man günstige DVB-S USB Empfänger ja schon ab rund 25€. Naja… Mal schauen…
Zweites “Problem” ist die fehlende Fernbedienung. Ich selbst nutze zwar gerne auch die XBMC-App für Telefon und iPad, doch irgendwie wäre ne Fernbedienung schön. Was beim LCD-TV dank CEC einfach über die TV-Fernbedienung ging, geht an der Röhre leider nicht mehr. Also entweder ne Media-Center Fernbedienung inkl. USB-Empfänger kaufen, nur den USB-Empfänger kaufen oder per GPIO ein Infrarotempfänger an den Raspberry Pi anbauen. Das Problem ließe sich vielleicht lösen, wenn man den bestellten DVB-T Stick direkt am Raspberry Pi betreibt und den IR-Empfänger des Sticks nutzt.
Wenn jemand einen Tipp hat, wo man günstig USB-IR-Empfänger kaufen kann, dann wäre ich dankbar für einen Kommentar. Für 5,79€ bekommt man bei Ebay eine Fernbedienung inkl. IR-Empfänger. Wer gerne auch nur einen Empfänger günstiger findet, kommentiert hoffentlich hier. Die Gpio-Selbstbau-Variante würde wohl rund 2,00€ kosten, außer man recycelt alte Geräte und hat einen entsprechenden TSOP liegen. Aktuell ist das keine Option für mich, aber das ändert sich vielleicht noch, wenn Live-TV erstmal so arbeitet, wie gewünscht. In Anbetracht dessen, dass ich für den USB-DVB-T-Stick inkl. Fernbedienung und IR Empfänger im Stick auch nur rund 10,00€ bezahlt habe, scheue ich erst einmal jede Anschaffung in Richtung Infrarot. Wenn alles andere läuft geht es dann weiter.
Fazit – Läuft schon ganz gut
Eigentlich wollte ich hier erst mit einem Artikel um die Ecke kommen, wenn der Raspberry Pi inkl. XBMC und Live-TV quasi als Produktivsystem läuft. Doch die oben geschilderten Problemchen helfen vielleicht ja schon dem einen oder anderen da draußen.
Update:
Die MPEG2-Lizenz ist ca. 8 Stunden nach Bestellung per Email angekommen und die SD-Kanäle laufen mit dem Key in der config.txt nun auch tatsächlich wie gewünscht. Die Umschaltzeiten sind leider nicht wirklich sexy, aber fürs erste ist es trotzdem schon ganz cool. Aktuell kommt Live-TV ja noch von der Enigma 2 Dreambox. Vielleicht sind die anderen Addons für VDR oder TV Headend ja schneller.. Ich werde testen und berichten.